Lieblingsgedicht der Seniorin Ewa Maria Slaska
Die SchülerInnen haben das Lieblingsgedicht von Ewa kennengelernt.
Kaddish von Mascha Kaleko (1942)
Rot schreit der Mohn auf Polens grünen Feldern,
In Polens schwarzen Wäldern lauert der Tod.
Verwest die gelben Garben.
Die sie gesät, sie starben.
Die bleichen Mütter darben.
Die Kinder weinen: Brot.
Vom Nest verscheucht, die kleinen Vögel schweigen.
Die Bäume klagen mit erhobnen Zweigen,
Und wenn sie flüsternd sich zur Weichsel neigen,
Gen Osten wehend ihren trüben Psalm
In bärtiger Juden betender Gebärde.
Dann bebt die weite, blutgetränkte Erde,
Und Steine weinen.
Wer wird in diesem Jahr den Schofar blasen
Den Stummen Betern unterm Rasen,
Den Hunderttausend, die kein Grabstein nennt.
Und die nur Gott allein beim Namen kennt.
Saß er doch wahrlich strenge zu Gericht,
Sie alle aus dem Lebensbuch zu streichen.
Herr, möge der Bäume Beten Dich erreichen.
Wir zünden heute unser letztes Licht.
Interview Fragebogen:
Die SchülerInnen haben sich Fragen überlegt, die sie Ewa stellen möchten.
Was gefällt Ihnen am Gedicht?
Wie lange kennen Sie das Gedicht?
Wie ist das Leben so als Seniorin?
Wieso ist es ihr Lieblingsgedicht?
Ist das Gedicht wahr?
Was für Gefühle empfinden Sie zum Gedicht?
Warum zünden die das letzte Licht an?
Wie viele Gedichte kennen Sie?
Haben sie das erlebt?
Wieso ist das Gedicht so traurig?
Kennen Sie Mascha Kaleko?
Sind Sie Jüdin?
Glauben Sie an Gott?
Woher kennen Sie das Gedicht?
Wann haben Sie angefangen Gedichte zu lesen?
Wie alt sind Sie?
Kommen Sie aus Polen?
Waren Sie in dem Krieg mit dabei?
Welche Sprachen sprechen Sie?
Schreiben Sie selbst Gedichte?
Haben Sie Kinder?
Fragen an Ewa, die wir aus Zeitmangel nicht mehr stellen konnten, hat sie großzügigerweise per E-Mail beantwortet:
Wieso ist das Gedicht so traurig?
Weil die Dichterin das sehr traurige Thema wählte, obwohl sie selber glücklich lebte: den Krieg und den Tod.
Kennen Sie Mascha Kaleko?
Nein, sie starb 1975 und ich habe das erste Mal 20 Jahre später von ihr gehört.
Glauben Sie an Gott?
Ja, aber nicht religiös.
Wann haben Sie angefangen Gedichte zu lesen?
Ich konnte selber mit 5 Jahren schon lesen. Aber schon vorher hat mir meine Oma Gedichte vorgelesen. Manche kenne ich bis heute auswendig.
Welche Sprachen sprechen Sie?
Polnisch ist meine Muttersprache, sonst Deutsch, Englisch, Russisch, Latein und ein bisschen andere Sprachen: Französisch, Italienisch, Arabisch, Bosnisch, Ukrainisch.
Schreiben Sie selbst Gedichte?
Jetzt seit langem nicht mehr, aber ja, ich habe welche geschrieben, sie wurden auch veröffentlicht.
Hier gibt es das Interview mit Ewa Maria
Gedichte der SchülerInnen (Auswahl)
Die SchülerInnen haben Gedichte in Bezug zum Lieblingsgedicht von Ewa und dem Interview geschrieben.
Bruno
» Die Berliner Mauer wurde aus Zement gebaut
Was hättest du gemacht,
wenn du vor der Berliner Mauer geständen wärst?
Ich hätte ein Selfie gemacht.
Die Berliner Mauer, Gras.
Das Gras ist nah an der Erde und es braucht Wasser.
Als Gras würde ich mich mir klein vorstellen.
Alle treten auf mich
und können einen Stein auf mich werfen oder legen
und alles geht kaputt von mir.
Ich schreie
und wachse nach rechts oder nach links,
nach vorne und nach hinten
und quer. «
Was hättest du gemacht,
wenn du vor der Berliner Mauer geständen wärst?
Ich hätte ein Selfie gemacht.
Die Berliner Mauer, Gras.
Das Gras ist nah an der Erde und es braucht Wasser.
Als Gras würde ich mich mir klein vorstellen.
Alle treten auf mich
und können einen Stein auf mich werfen oder legen
und alles geht kaputt von mir.
Ich schreie
und wachse nach rechts oder nach links,
nach vorne und nach hinten
und quer. «
Petrija
» In Serbien und Kroatien war 4 Jahre Krieg.
Serben wollten mit den Kroaten zusammen sein,
in einem Land.
Die Kroaten wollten das nicht.
Der serbische Präsident entschied,
dass die Serben Krieg machen sollten.
Den Apfelbaum meiner Mutter
hat mein Opa ihr geschenkt.
Meine Mutter hat den Apfelbaum wachsen lassen.
Als der Krieg begann,
wurde der Apfelbaum von Raketen beschossen
und ist verbrannt.
Ich bete dafür,
dass der Apfelbaum meiner Mutter wieder wächst. «
Serben wollten mit den Kroaten zusammen sein,
in einem Land.
Die Kroaten wollten das nicht.
Der serbische Präsident entschied,
dass die Serben Krieg machen sollten.
Den Apfelbaum meiner Mutter
hat mein Opa ihr geschenkt.
Meine Mutter hat den Apfelbaum wachsen lassen.
Als der Krieg begann,
wurde der Apfelbaum von Raketen beschossen
und ist verbrannt.
Ich bete dafür,
dass der Apfelbaum meiner Mutter wieder wächst. «
Romina
» Albaner wollten Serbien als eigenes Land haben.
Mütter rennen mit ihren Kindern weg und schreien
Gott
Männer weinen um ihre Familien
und kämpfen mit Stolz.
Grau sind die Gedanken
und aus Wolken kommt Regen.
Albaner und Serben schießen mit Waffen.
Kinder sterben. Mütter weinen.
Menschen beten für ihre Familie und Freunde.
Wolken fühlen sich einsam. «
Hier gibt es mehr Gedichte der SchülerInnen als Pdf
Hier gibt es die Audioaufnahmen (mp3) der Gedichte der Kinder (Auswahl)
Herzboxen
Die SchülerInnen haben mit der Bildenden Künstlerin Karen Brosi Herzboxen für die Aufnahmen der Gedichte und Interviews gebaut.
Fotos (© Karen Brosi)
HerzboxkünstlerInnen: Daniel, Mona, Rabea
Herzboxkünstlerin: Sila
Herzboxkünstler: Alan, Kacper
Mütter rennen mit ihren Kindern weg und schreien
Gott
Männer weinen um ihre Familien
und kämpfen mit Stolz.
Grau sind die Gedanken
und aus Wolken kommt Regen.
Albaner und Serben schießen mit Waffen.
Kinder sterben. Mütter weinen.
Menschen beten für ihre Familie und Freunde.
Wolken fühlen sich einsam. «
Hier gibt es mehr Gedichte der SchülerInnen als Pdf
Hier gibt es die Audioaufnahmen (mp3) der Gedichte der Kinder (Auswahl)
Herzboxen
Die SchülerInnen haben mit der Bildenden Künstlerin Karen Brosi Herzboxen für die Aufnahmen der Gedichte und Interviews gebaut.
Fotos (© Karen Brosi)
HerzboxkünstlerInnen: Daniel, Mona, Rabea
Herzboxkünstlerin: Sila
Herzboxkünstler: Alan, Kacper
Die Herzkammern
Die SchülerInnen haben in Kunstunterricht mit Frau Stoessel und Frau Zimmermann Bilder zu den Gedichten gezeichnet.
Die Bilder sind in zwei Herzkammern eines menschlichen Herzens gezeichnet. In der blauen Herzkammer ist ein Bild zu dem Gedicht Kaddish und in der roten Herzkammer ist ein Bild zu den eigenen Gedichten.
Präsentation des Projektes „by heart“
Am Donnerstag, den 22. Januar 2015 um 11.25 Uhr, fand die Präsentation des Projektes „by heart“ in der Carl-Kraemer-Grundschule statt.
Die SchülerInnen haben ihre Gedichte vorgetragen und sind mit den Gästen (Eltern, LehrerInnen, Ewa Maria Slaska, …) auf den Flur gegangen. Sie hatten ihre Herzboxen dabei und haben den Gästen angeboten ihnen ihre Gedichte vorzuspielen. Sie haben ihre Bilder (die Herzkammern) auch vorgestellt.
Fotos (© Karen Brosi)